Bis ins Jahr 1870 erfolgte die Ableitung der Haus- und Straßenabwässer der Stadt Berlin vorwiegend über eine primitive Rinnsteinentwässerung. Die Folge waren verschmutztes Trinkwasser, extreme Geruchsbelästigung und häufige Epidemien. Insgesamt also ein unhaltbarer Zustand. Auf Hygiene bedachte Hausbesitzer konnten ihre Nachteimer auch täglich zu einer Latrinenanstalt bringen lassen.
Nach einem Entwurf von J. Hobrecht wurden ab 1878 systematisch große Flächen zur Verrieselung der Abwässer bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung ausgebaut, die sog. Rieselfelder. Die anfänglich hohen landwirtschaftlichen Erträge gingen jedoch schon bald zurück und es regte sich Widerstand bei den Anliegern. (s.u.) Ab 1920 kam es zu einer zunehmenden Überbelastung der Rieseltafeln.
Erst 1985 wurden die letzten Rieselfelder vollständig durch zentrale Kläranlagen abgelöst. Die verbliebenen Flächen zeichnen sich durch hohe Schadstoffbelastung, gestörte Bodenstrukturen und einen instabilen Wasserhaushalt aus, was sich nachteilig auf das Grundwasser und die Vegetation auswirkt.
"Wir haben früher (in Nummer 8) berichtet, daß zur Prüfung der Beschwerden, welche über die Rieselfelder der Stadt Berlin von zahlreichen Gemeinden der Umgegend eingegangen waren, eine Kommission niedergesetzt worden war, und daß dieselbe sich im Sinne der Beschwerdeführer für eine Reihe von Maßregeln zur Abwehr der Gefahren, zu welchen die Rieselfelder sowohl in sanitärer wie wirthschaftlicher Beziehung Anlaß geben, ausgesprochen hatte. Die Vorschläge der Kommission waren, wie wir hierbei zugleich mittheilten, von der Regierung genehmigt, und auf Grund derselben eine aus Vertretern der gedachten Ministerien bestehende ständige Ministerial-Kommission zur Beaufsichtigung der Berieselungs-Anlagen der Stadt Berlin eingesetzt worden.
Neuerdings ist nun von der Gemeinde Pankow eine Petition eingegangen, in welcher auf die großen Gefahren und Nachtheile hingewiesen wird, welche die neu erworbenen Rieselfelder im Norden Berlins, besonders Malchow, Wartenberg und Blankenburg, dadurch, daß das abfließende Rieselwasser von der Panke aufgenommen werden soll, für das an der Panke gelegene stark bevölkerte Pankow mit sich bringen müssen. Diese Vorstellung des Gemeinde-Vorstandes und der Gemeinde-Vertretung von Pankow ist, wie wir hören, in sorgfältige Erwägung gezogen worden. Nach den Erklärungen, welche die Verwaltungs-Deputation des Berliner Magistrats für die Kanalisationswerke der gedachten Ministerial-Commission gegenüber abgegeben hat, beabsichtigt allerdings die städtische Verwaltung, die aus den neu herzustellenden Berieselungs-Anlagen auf den zugekauften Gütern abfließenden Drainwasser durch den Fließgraben nach der Panke und durch diese in die Spree abzuführen. Die Magistrats-Deputation hat der Ministerial-Commission die Vorlegung des bezüglichen Projects zugesichert und ist auch bereits Seitens der Commission an die Erfüllung dieser Zusicherung erinnert worden. Einstweilen ist im sanitätspolizeilichen Interesse dem Magistrat von Berlin untersagt worden, vor erfolgter Vorlegung und ertheilter landespolizeilicher Genehmigung des Projects die Entwässerung der neu angekauften Rieselgüter Wartenberg, Malchow, Blankenburg und Blankenfelde nach der Panke in's Leben treten zu lassen."
Quelle: Amtspresse Preußens - Stiftung Preussischer Kulturbesitz
Als Reaktion auf die Wahlniederlage von Regierung und Konservativen bei der Reichstagswahl von 1881 ließ Bismarck die "Neuesten Mittheilungen" erscheinen. Finanziert wurden sie aus seinem Geheimfonds, dem sogenannten "Reptilienfonds"; sie standen im Zentrum der konspirativen "neuen Presseorganisation". Das Ziel war das gleiche wie bei der konservativen "Provinzial-Correspondenz": es sollte auf dem Lande eine der Regierung günstige Stimmung erzeugt werden.