Jeder an der Geschichte von Blankenburg Interessierte fragt nach der Herkunft des Ortsnamens Blankenburg. Die Erste Erwähnung unseres Ortes findet sich im Landbuch Kaiser Karl IV. aus dem Jahre 1375. „Blanckenburg“ ist die damalige Schreibweise.
Doch das vorneweg – den eindeutigen Nachweis über den Namensursprung kann wohl keiner geben. Eine Person dürfte nicht Namensgeber gewesen sein, wie das bei vielen anderen Orten in der Mark Brandenburg und in der Berliner Umgegend der Fall ist. Die in Abhandlungen häufig genannten Anselmo und Hennique de Blanckenborch sind bisher für uns nicht nachweisbar und dürften eher der Uckermark zuzuordnen sein, wo es auch einen Ort Blankenburg gibt. Dem wahrscheinlichen Namensursprung nähert man sich, indem das Wort „Blankenburg“ in seine Bestandteile „Blank“ und „Burg“ zerlegt wird.
Als während der Völkerwanderung (4. bis 6. Jahrhundert) die germanischen Stämme aus dem Gebiet zwischen Elbe und Oder größtenteils abgezogen waren, rückten allmählich slawische Völker nach und nahmen die verlassenen Gebiete in Besitz. Im heutigen Berliner Raum, an der Havel und Spree ließen sich die nach diesen Räumen so benannten Heveller und Spreewanen nieder. Sie betrieben Ackerbau, Viehzucht und Fischerei. Ihre Wirtschaftsgebäude bestanden aus Pfosten mit Flechtwerk. Manche ihrer Ansiedlungen waren durch eine Burg (slawisch: Gard oder Grod) geschützt, die mit Wall und Graben umgeben waren.
Quelle: H. Seyer, Stiftung Stadtmuseum Berlin
Eine derartige kleine Wendenveste wird auch der Burgwall in Blankenburg gewesen sein, dessen Kern sich auf den heutigen Grundstücken Burgwallstraße 76 und 77 und im bereich der einmündenden Heimburgstraße befunden hat. Damit lag der Burgwall rund 30 m vom alten Pankebett entfernt. Er bestand aus mehreren Lagen Holzrosten, die sich mit Erde und Steinen verfestigt waren und war von einem Palisadenzaun umgeben, Wie die vom Märkischen Museum im Zuge des Autobahnbaus 1971/72 gemachten archäologischen Grabungen ergeben haben, befand sich außerhalb der Anlage, die im Inneren nur maximal 30 m groß war, eine kleine Ansiedlung.
Ob Burg und Ansiedlung einen Namen gehabt haben, ist ebenso wenig überliefert wie die Geschichte ihres Untergangs. Spätestens im 10. Jh. waren Burg und Siedlung verlassen. Und weil der Burgwall einst eine stattliche Höhe gehabt haben wird und aus fruchtbarer Moorerde bestanden hat, ist im Zuge der deutschen Kolonisierung begonnen worden, ihn abzutragen, um sumpfige Stellen aufzufüllen.
Alf Kroll, Blankenburger Heimatforscher aus Passion, hat in den 1930er Jahren ermittelt, dass noch im Jahre 1893 der Gastwirt Funk (Vorbesitzer des Eckeschen Kruges) allein 800 Fuhren Erde hat abfahren lassen. Zwischen der Gründung unseres Ortes um 1230 und dem Landbuch Kaiser Karl IV. liegen gut 140 Jahre. Zeit genug, um aus dem verlassenen und zunehmend an Höhe verlierenden Burgwall dafür das niederdeutsche Wort „blank“ für leer/verlassen zu gebrauchen. Blanke Burg, so dürfte sich wohl unser Ortsname Blankenburg entwickelt haben.
Der Beitrag ist dem Heft 1 der „Blankenburger Geschichte(n)“ entnommen.
© Hansjürgen Bernschein, Berlin-Blankenburg
Noch heute zeugen die erhöhten Grundstücke beiderseits der Heimburgstraße an der Kreuzung Burgwallstraße vom ehemaligen Burgwall. Um die lange Dorfgeschichte wach zu halten und auch für neu zuziehende Bewohner bekannt zu machen, plant der Runde Tisch Blankenburg am Ort des ehemaligen Burgwalls in der Heimburgstraße sowie am S-Bahnhof Blankenburg je eine Informationstafel aufzustellen. Die Finanzierung erfolgt durch ehrenamtliche Eigenleistung Blankenburger Bürgerinnen und Bürger und durch einen Druckkostenzuschuss des Runden Tischs, die Aufstellung erfolgte im November 2014.
Quelle: Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
Die Umgebung des Burgwalls auf dem Ur-Messtischblatt von 1871. Bei dem Objekt links unten nahe der Panke könnte es sich um die Reste des Burgwalls handeln.
Siehe auch Der Burg-Berg auf der Feldmark-Karte von 1870