Bei der deutschen Besiedelung der Mark Brandenburg wurden die neuen Dörfer sowohl aus alten slawischen Siedlungen entwickelt bzw. als Neugründungen angelegt. Während die aus slawischen Ansiedlungen entstehenden Dörfer eher dem Typ Straßendorf, wie Karow, zuzuordnen sind, wurden die Neugründungen überwiegend als Angerdorf angelegt.
Die Funktion des Dorfangers, der meist eine ovale Ausrichtung hat, bestand in der Aufnahme möglichst aller gemeinschaftlichen Angelegenheiten und in der Schutzfunktion. Die Anlage der Kirche inmitten ihres Kirchhofes auf dem Anger war die erste und wichtigste Zielsetzung. Daneben wurde meistens ein Dorfteich angelegt, der zuallererst zur Bekämpfung von Feuers-brünsten diente, aber auch zusammen mit der Dorfaue, wie die Grünfläche des Dorfangers auch bezeichnet wird, vorzugsweise dem Gänse- und Entenvieh Labsal war. In der weiteren Zeit wurde verschiedentlich auf dem Anger auch das Schulhaus des Einklassenschulsystems, die Schmiede, das Hirtenhaus oder das gemeinschaftliche Backhaus errichtet.
Blankenburger Dorfanger um 1910
Ein Angerdorf wird zumeist nur durch eine, maximal zwei Straßen, durchzogen bzw. gequert, wie beim Straßendorf auch. Die jeweiligen Enden rücken beim Angerdorf entsprechend der ovalen oder rechteckigen Ausformung zusammen, so dass sie durch Barrikaden oder Schlagbäume abgeriegelt werden konnten.
Die Unterschiede zwischen einem Anger- und einem Straßendorf sind fließend. Blankenburg ist ein straßenförmiges Angerdorf mit einer ausgeprägten Sackgasse. Die Bauerngehöfte, das Pfarrgut und das Gehöft des Küsters liegen im unmittelbaren Bereich der Kirche. Die Grundstücke der ehemaligen Kossäten sind in Richtung östlicher Dorfausgang nach Karow angesiedelt. Hier nimmt das Dorf den Charakter eines Straßendorfes an. Am Ende der an der westlichen Dorfseite befindlichen Sackgasse befand sich das Rittergut. Auf dem Blankenburger Dorfanger hat von den weltlichen Einrichtungen nur ein Hirtenhaus gestanden, welches in der zweiten Hälfte des 19. Jh. abgebrochen wurde. 1925 wurde ein Kriegerdenkmal zu Ehren der Blankenburger Gefallenen des Weltkrieges 1914/18 errichtet. Es wurde 1946/47 beseitigt.
Ein ausgeprägter Dorfteich ist hier und an anderer Stelle nicht nachgewiesen. Es gab einige Pfühle im Dorf.
Die Ortsverbindungsstraße von Heinersdorf nach Karow führte bis 1936 südlich am Dorfanger vorbei. Erst dann ist die Dorfstraße als Umfahrung des Angers eingerichtet worden.
Der Blankenburger Dorfanger steht heute als Bestandteil des Dorfensembles unter Denkmalschutz.
© 2008 Hansjürgen Bernschein, Berlin-Blankenburg